Resonante Führung

Missverständnisse sind in den meisten Beziehungen an der Tagesordnung. Dabei sind diese ganz oft unnötig, sorgen für Komplikationen, wo keine sein müssten und drücken nicht zuletzt natürlich auch die Stimmung. Bei Arbeitsbeziehungen sind sie außerdem auch in vielen Fällen der Grund für Ineffizienzen, und somit eine der Ursachen für unnötige, doppelte oder falsche Arbeit. All diese Baustellen lassen sich durch Resonanz reduzieren. Auch wenn es sich bei der resonanten Führung um ein klassisches Prinzip zur Mitarbeitendenführung handelt, ist die zugrunde liegende Grundannahme ebenfalls für andere Geschäftsbeziehungen wie Dienstleistenede & Kundschaft spannend. In beiden Situationen ist es essenziell, dass die Kommunikation gelingt. Resonanz schlägt Dissonanz.

Resonanz vs. Dissonanz

Resonante Führung ist ein möglicher Schlüssel für zielgerichtete Führung, die
sehr stark darauf abzielt, die emotionalen Grundbedürfnisse der Agierenden in den Mittelpunkt zu stellen, ohne diese zur Sensation zu machen. Doch was
bedeutet Resonanz überhaupt? Das Wort „Resonanz“ kommt aus dem lateinischen und bedeutet übersetzt widerhallen bzw. mitschwingen. Resonante Führungskräfte verfügen somit über die Fähigkeit, Emotionen und Gemütszustände wahrzunehmen, einzuordnen und damit zu arbeiten. Wichtig ist, dass es dabei niemals darum geht, den emotionalen Zustand des Gegenübers zu dessen Nachteil auszunutzen. Die Fähigkeit der emotionale
Intelligenz wird nach dem Prinzip der resonanten Führung eingesetzt, um ein Team zu motivieren und die bestmögliche Leistung aus ihnen herauszuholen. Besonders in Veränderungsprozessen kann der resonante Führungsstil dringend benötigte Sicherheit vermitteln. Im Gegensatz zu der resonanten Führung steht die dissonante Führung. Hierbei werden zwar, ebenso wie bei der resonanten Führung, die Grundhaltung und Emotionen der Führungskraft an die Mitarbeiter übermittelt, jedoch ist das Ziel nicht in Resonanz mit dem Gegenüber zu treten, sondern einfach die eigenen Emotionen loszuwerden. Mit dieser Intention, im Mittelpunkt findet kein „sich aufeinander einlassen“ statt, was Resonanz unmöglich macht. Dissonanz erzeugt das komplette Gegenteil von Resonanz: Unsicherheit, Angst, Wut oder Apathie. Dissonante Führungskräfte sorgen meist für eine schlechte Stimmung und wenig Motivation. Je stärker die Form der Dissonanz bei den einzelnen Führungskräften ausgeprägt ist, desto verheerender können die Folge für das Unternehmen sein. Beispielsweise fangen die Mitarbeiter an, sich defensiv und misstrauisch zu verhalten, wodurch sie sich immer weiter zurückziehen und schlimmstenfalls das Unternehmen verlassen. Diese Abwärtsspirale lässt sich jedoch leicht verhindern.

Was zeichnet eine resonante Führungskraft aus?

Generell zeichnet sich eine resonante Führungskraft durch eine offene,
wertschätzende und positive Grundeinstellung aus. Durch diese Art der
Grundeinstellung haben Mitarbeitende, die Möglichkeit eine „eigene“ Resonanz innerhalb des Teams aufzubauen, da ein wertschätzender, nicht-urteilender Umgang miteinander besteht.

Selbstverständlich ist resonante Führung kein rein passives Unterfangen und du solltest als Führungskraft eine aktive Rolle bei der Resonanzbildung einnehmen. Hierbei geht es vor allem um ein authentisches Auftreten. Ganz wichtig: Nein, du brauchst nicht deine komplette Emotionswelt vor deinem Team offenzulegen. Wenn wir ganz ehrlich sind, geht es bei der resonanten Führung niemals um dich als Führungskraft, sondern immer um deine:n Gegenüber. Es geht nicht darum, dass dein Team etwas Tolles gemacht hast, weil du die Voraussetzungen dafür geschaffen hast. Es geht darum, dass dein Team etwas Tolles gemacht hat. Punkt.
Es geht nicht darum, dass du wütend bist, weil dem Team ein Fehler unterlaufen ist, der vermeidbar gewesen wäre. Es geht darum, dass sich dein Team sicher genug fühlt, um auf Fehler hinzuweisen und die Ursachen dafür zu finden. Punkt.

Führungskräfte, die Empathie, Humor und Interesse an den Emotionen ihrer
Mitarbeitenden zeigen wirken authentisch und überzeugend – das funktioniert
aber nur, wenn du meinst, was du tust. Dich interessieren die Personen im
deinem Team einfach nicht? Ok, dann hilft auch kein Tipp zur resonanten Führung etwas.

Du merkst vielleicht: Es ist nicht immer ganz einfach die richtige Balance zu
finden. Natürlich willst du kein Eisklotz sein, aber zu teilen, welches
Kindheitstraumata dich heute noch nachts wach hält, ist mit Sicherheit auch
nicht immer die beste Basis für eine Führungsbeziehung. Treten Führungskräfte mit einer über-resonanten Grundeinstellung auf kann das die Mitarbeitenden überfordern. Überdrehte Führungskräfte treffen nicht die Atmosphäre innerhalb des Teams und verfehlen somit ebenso die Chance auf eine gemeinsame resonante Grundeinstellung.

Wie können Führungskräfte Resonanz erzeugen?

Damit sich Resonanz innerhalb eines Teams entwickeln kann, benötigt es eine
neue Denkweise. Resonanz beruht immer auf Vertrauen und ist deswegen nichts, was von heute auf morgen innerhalb eines Teams aufgebaut werden kann. Die Basis für den Aufbau von Resonanz ist immer ehrliches Interesse an der anderen Person, sowie deren Weiterentwicklung.

Die drei Säulen der resonanten Führung

Näher betrachtet liegen der resonanten Führung 3 Säulen zugrunde.

  1. Persönlichkeit: Die erste Säule dient dazu, dass sich die Mitarbeitenden,
    aber auch die Führungskraft über ihre eigenen Werte und Überzeugungen
    Bewusstwerden und sich dafür öffnen, bestehende Denkmuster hinter sich zulassen.
  2. Beziehungen: Diese Säule entwickelt ihre Tragkraft nur, wenn jedem Teil
    einer Beziehung der gleiche Wert beigemessen wird. Hierbei ist es wichtig
    zu verstehen, dass die Meinungen anderer Mitarbeitenden, Abteilungen oder Hierarchieebenen eine ebenso wichtige Rolle spielen wie die eigenen
    Ansichten. Offene Gespräche helfen dabei, die Perspektiven anderer zu
    verstehen und diese anzunehmen, anstatt das ggf. bestehende
    Hierarchiedenken demotiviert hinzunehmen. Das notwendige Vertrauen
    aufzubauen, um ehrliche Gespräche mit Raum für Kritik zu führen, bildet
    einen der Grundsteine bei der Bildung von Resonanz.
  3. Systemisches Verständnis: Die Resonanz im Team kann ihre Wirkung nur
    entfalten, wenn sich auch alle als Teil genau dieses Teams (also des
    Systems) verstehen. Die Mitarbeitenden verstehen sich als Teil eines
    größeren Ganzen. Nur so ist es möglich, Entscheidungen zu treffen, die
    über das Wohl von Einzelnen hinaus gehen.

Wenn alle 3 Säulen stabil sind, herrscht eine entspannte, vertrauensvolle
Arbeitsatmosphäre, in der Mitarbeitende produktive Lösungen erarbeiten und mit voller Überzeugung dahinterstehen. Schlussendlich ist es wichtig die Resonanz durch stetige Veränderung aufrechtzuerhalten, da mit der stetigen
Weiterentwicklung des Denkens, auch die Resonanz innerhalb des Teams wächst. Es geht hier natürlich nicht um eine Veränderung, um der Veränderungswillen, sondern um eine gezielte fachliche und persönliche Weiterentwicklung aller Teammitglieder. Besteht im Team sowie in der Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Führungskraft ein resonantes Vertrauensverhältnis, stehen die Chancen sehr gut, auch große Herausforderungen gut zu meistern.

Dem Artikel liegen neben meiner eigenen Erfahrung auch Ideen aus den folgenden Büchern zu Grunde:
- Emotionale Führung von Daniel Goleman, Richard Boyatzis und annie Mckee